Österreichischer Aktienindex, kurz ATX, ist der wichtigste Aktienindex in Österreich.
Er umfasst die 20 größten und liquidesten Aktien der Wiener Börse und ist ein wichtiger Indikator für die Entwicklung des österreichischen Aktienmarktes.
Keyfacts: Österreichischer Aktienindex
Österreich Aktienindex | ATX (Austrian Traded Index) |
---|---|
Einführungsjahr | 1991 |
Ersetzung von | VÖNIX |
Charakteristik | Schwankender Index mit Auf- und Abwärtsbewegungen |
Aufnahmekriterien | Mindestens 10 Mio. Euro Marktkapitalisierung und ausreichende Handelsliquidität |
Hauptsektoren der enthaltenen Blue Chips | Banken, Öl/Gas, Immobilien, Industrie |
Anlageoptionen | ETFs, Zertifikate, gehebelter Handel, Einzelwert-Investition |
Handelsstrategien | Trendfolge, Range-Trading, saisonale Muster |
Risiken | Volatilität, Konzentration, Finanzmarktrisiken |
Entstehung und Geschichte des ATX (Österreichischer Aktienindex)
💡Der Österreichische Aktienindex wurde am 2. Jänner 1991 mit einem Basiswert von 1.000 Punkten eingeführt.
Er löste damals den alt eingesessenen, aber wenig aussagekräftigen Indikator VÖNIX (Vereinigte Österreichische Nationalindizes) ab.
Initiiert wurde die Einführung des ATX von der Wiener Börse zusammen mit der Österreichischen Kontrollbank (OeKB). Basierend auf dem deutschen DAX sollten die 20 größten und liquidesten Werte des österreichischen Aktienmarktes abgebildet werden.
In den folgenden Jahren erlebte der ATX starke Schwankungen. Nach dem Platzen der Dotcom-Blase verlor der Index zum Beispiel massiv an Wert und fiel im März 2003 auf einen Tiefststand von 1.421 Punkten. Auch die Finanzkrise 2008/2009 führte zu starken Verlusten.
Der ATX erholte sich relativ schnell wieder. Die bisherige Bestmarke erreichte er am 2. April 2007 mit einem Schlussstand von 5.096 Punkten. Aktuell notiert der Index wieder unter der 3.200 Punkte-Marke (Stand: 09.11.2023).
Zusammensetzung ATX Börsen-Index
Im Laufe seiner Geschichte wurde die Zusammensetzung des ATX mehrfach angepasst.
💡So wurde die Anzahl der enthaltenen Werte von ursprünglich 23 auf zwischenzeitlich 19 reduziert, bevor sie 2003 wieder auf die heutigen 20 erhöht wurde.
Auch die Gewichtungsregeln wurden über die Jahre leicht modifiziert. Während anfangs eine Deckelung bei 10 Prozent galt, liegt die Obergrenze heute für jeden einzelnen Wert bei 20 Prozent des Index.
Insgesamt bildet der ATX aber seit über 30 Jahren sehr zuverlässig die Entwicklung des österreichischen Leitindex ab und ist das wichtigste Barometer für Investoren.
Der ATX enthält die 20 größten und liquidesten Unternehmen an der Wiener Börse. Die Zusammensetzung wird halbjährlich überprüft und gegebenenfalls angepasst.
Kriterien für die Aufnahme in den österreichischen Aktienindex
💡Für die Aufnahme in den Index qualifizieren sich nur Aktien, die an der Wiener Börse gehandelt werden und eine Marktkapitalisierung von mindestens 10 Millionen Euro aufweisen.
Zudem müssen sie im vergangenen Quartal an mindestens 15 Tagen gehandelt worden sein.
Die Gewichtung erfolgt nach der Marktkapitalisierung der Unternehmen. Allerdings ist die Gewichtung jedes einzelnen Wertes auf maximal 20 Prozent begrenzt.
Der ATX wird als Performanceindex berechnet. Das bedeutet, dass nicht nur Kursveränderungen, sondern auch Dividendenzahlungen in die Berechnung einfließen. Grundlage ist der Aktienschlusskurs vom 31.12.1991.
Die Formel zur Berechnung des ATX ist:
Aktueller Indexstand = (Aktueller Kurs der Aktie x Anzahl der Aktien) / Divisor
Der Divisor ist ein Berechnungsfaktor, der dafür sorgt, dass Kontinuität beim Index gewahrt bleibt. Er wird angepasst, wenn sich die Zusammensetzung des ATX ändert oder Kapitalmaßnahmen wie Aktiensplits stattfinden.
Diese Unternehmen sind im ATX enthalten
Hier sind die 20 Unternehmen, die derzeit im Österreichischen Aktienindex gelistet sind (Stand Februar 2023):
Unternehmen |
---|
Andritz |
AT&S |
Bawag |
CA Immo |
DO&CO |
Erste Group |
Evotec |
FACC |
Immofinanz |
Lenzing |
Mayr-Melnhof |
OMV |
Österreichische Post |
Palfinger |
Pierer Mobility |
Polytec Group |
Porr |
Raiffeisen Bank |
S Immo |
Verbund |
Wie du siehst, kommen die im ATX gelisteten Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen wie Banken, Immobilien, Industrie, Energie, Technologie und mehr.
Besonders hoch gewichtet sind aktuell die Banken Erste Group und Raiffeisen Bank sowie der Öl- und Gaskonzern OMV. Dagegen haben kleinere Werte wie der Luftfahrtzulieferer FACC oder der Motorenhersteller Pierer Mobility nur ein geringes Gewicht.
Über die Jahre gab es immer wieder Wechsel innerhalb der Zusammensetzung. Unternehmen wie Telekom Austria, Vienna Insurance Group oder Voestalpine waren früher im ATX enthalten, mussten dann aber aufgrund gesunkener Marktkapitalisierung oder Handelsliquidität den Index verlassen.
Umgekehrt haben sich auch neue Unternehmen wie der IT-Konzern AT&S oder der Biotech-Wert Evotec neu in den Index gespielt und die Branchengewichtung damit verändert.
So kannst du den ATX handeln
Als Privatanleger hast du verschiedene Möglichkeiten, um am Österreichischen Aktienindex zu partizipieren:
1. Kauf des Index als Zertifikat oder ETF
Du kannst den ATX mit einem Indexzertifikat oder ETF (Exchange Traded Fund) abbilden. Hier wird der Index 1:1 nachgebildet, so dass du die Wertentwicklung des ATX im Depot hast.
Beispiele sind das ATX-Indexzertifikat der Erste Group oder der iShares ATX UCITS ETF (IS3). Letzterer bildet den Index physisch nach, d.h. enthält die tatsächlichen Einzelwerte.
Vorteil ist, dass du als Anleger die gesamte Marktbreite des ATX abdeckst und von der Wertentwicklung aller Unternehmen profitierst. Mit einem ETF sparst du zudem die Verwaltungsgebühren eines aktiv gemanagten Fonds.
2. Handel mit CFDs auf den ATX
CFDs, oder „Contracts for Difference“, sind Derivate, mit denen du auf Kursbewegungen des ATX setzen kannst, ohne den zugrunde liegenden Wert tatsächlich zu besitzen. Das bedeutet, du gehst einen Vertrag mit einem Broker ein, der die Differenz zwischen dem Eintrittspreis und dem Austrittspreis des Marktes abdeckt.
Hinweis: Österreichischer Aktienindex ATX zählt nicht zu den größten Indizes weltweit und ist nicht bei jedem CFD Broker handelbar. Solltet ihr deswegen ein Trading Konto eröffnen wollen, fragt am besten vorher euren Broker.
Beim Handel mit CFDs profitierst du von Kursbewegungen, kannst aber auch hohe Verluste erleiden. Die Hebelwirkung dieser Instrumente macht sie besonders riskant. Wenn der Markt sich gegen deine Position bewegt, könntest du mehr verlieren als deine ursprüngliche Einlage. Daher ist es entscheidend, sich über die Risiken im Klaren zu sein und geeignete Risikomanagement-Strategien anzuwenden, wie z.B. Stop-Loss-Orders.
Das Handeln von CFDs erfordert zudem eine fortlaufende Überwachung des Marktes und eine schnelle Reaktionsfähigkeit auf Marktveränderungen. Aufgrund ihrer Komplexität und des hohen Risikos sind CFDs nicht für alle Anleger geeignet und sollten nur von erfahrenen Tradern mit einer guten Risikotoleranz in Betracht gezogen werden.
3. Kauf eines Knock-Out-Zertifikats
Mit einem Knock-Out-Zertifikat setzt du gehebelt auf eine Auf- oder Abwärtsbewegung des ATX. Hier besteht allerdings das Risiko eines Totalverlustes, wenn die Schwelle unterschritten wird.
Dafür ermöglichen Knock-Outs höhere Renditen, da du nur einen Bruchteil des Kapitals einsetzen musst. Du kannst also mit kleinem Einsatz an starken Kursbewegungen teilhaben.
4. Kauf von Indexfutures
An der Terminbörse Eurex lassen sich ATX-Futures handeln. Allerdings sind diese sehr kapitalintensiv, da hohe Sicherheitsleistungen hinterlegt werden müssen.
Daher eignen sich Indexfutures eher für institutionelle Investoren und nicht für Privatanleger. Du handelst hier auch nicht die Aktie selbst, sondern nur ein derivates Finanzinstrument.
5. Kauf einzelner Indexwerte
Natürlich kannst du auch einfach Aktien der im ATX enthaltenen Unternehmen kaufen. Mit einer breiten Streuung auf 8-10 Werte bildest du so den Index nach.
Hier musst du allerdings die Zusammensetzung selbst überwachen und bei Änderungen dein Portfolio anpassen. Zudem verzichtest du durch den Fokus auf Einzelwerte auf die Risikostreuung über alle Branchen.
Trading-Strategien für den ATX
Als aktiv Trader lassen sich mit dem Österreichischen Aktienindex verschiedene Handelsstrategien umsetzen. Hier ein paar Beispiele:
- Trendfolge: Du handelst in Trendrichtung des ATX, also long bei einem Aufwärtstrend und short bei Abwärtstrend. Unterstützung bieten Charttechnik und Indikatoren wie der Moving Average.
- Range-Trading: Innerhalb einer Handelsspanne verkaufst du am oberen Ende und kaufst am unteren Ende. Ziel ist es, die Unterstützungs- und Widerstandszonen auszunutzen.
- Pullback-Trading: Nach einer Trendbewegung wartest du auf Rücksetzer zum 20er oder 50er Moving Average und handelst dann in Trendrichtung.
- Saisonale Muster: Der ATX weist saisonale Trends auf, etwa eine Schwäche im Sommerhalbjahr. Diese kann man durch antizyklisches Trading ausnutzen.
- Index-Arbitrage: Du handelst gleichzeitig den Future und den Kassamarkt, um etwaige kleine Ineffizienzen zwischen diesen auszunutzen.
- Handel von Untergruppen: Du fokussierst dich beispielsweise nur auf Banken- oder Immobilienwerte im ATX und handelst deren interne Relative Stärke.
- Mean Reversion: Nach starken Bewegungen setzt du auf eine Rückkehr zum Mittelwert, also Gegenbewegungen und Korrekturen.
Eine ATX Trading Strategie muss natürlich immer auf deinen Anlagehorizont und dein Risikoprofil zugeschnitten sein. Gerade als kurzfristiger Trader solltest du den Österreichischen Aktienindex engmaschig analysieren.
Langfristige Investoren wiederum, die eher an der Wertentwicklung der Unternehmen interessiert sind, können den Index einfach mittels ETF nachbilden und von der Aufwärtstrends am Aktienmarkt profitieren.
Risiken Aktienindex Österreich
Bei einer Investition in den Österreichischen Aktienindex solltest du jedoch auch die Risiken kennen:
- Hohe Volatilität: Der ATX unterliegt als Aktienindex teils starken Kursschwankungen und Verlustrisiken.
- Konzentration: Der Index ist stark auf wenige Schwergewichte wie Banken und Öl/Gas konzentriert.
- Österreich-Fokus: Als nationaler Index ist der ATX abhängig von der Konjunktur in Österreich.
- Finanzmarktrisiken: Krisen am Aktienmarkt können den ATX belasten, wie die Finanzkrise 2008 zeigte.
- Wechselkursrisiko: Da der Index in Euro notiert, können Wechselkursschwankungen die Rendite für ausländische Investoren verändern.
Um diese Risiken zu streuen, kann eine Beimischung des ATX in ein breiter diversifiziertes Depot sinnvoll sein. Oder du kombinierst ihn mit anderen Länder- und Branchenindizes.
FAQ – Österreichischer Aktienindex
Was ist der ATX?
Der ATX, auch bekannt als Austrian Traded Index, ist der wichtigste Aktienindex in Österreich. Er spiegelt die Wertentwicklung der 20 liquidesten und größten Aktien an der Wiener Börse wider.
Welche Unternehmen sind im ATX gelistet?
Die im ATX gelisteten Unternehmen variieren je nach ihrer Marktkapitalisierung und Liquidität. Zu den bekanntesten Unternehmen gehören oft OMV, Erste Group Bank, Voestalpine und Andritz. Es ist jedoch wichtig, regelmäßig Updates zu überprüfen, da die Zusammensetzung sich ändern kann.
Wie wird der ATX berechnet?
Der ATX wird als Preisindex berechnet, wobei Dividendenzahlungen nicht berücksichtigt werden. Die Gewichtung der einzelnen Unternehmen basiert auf ihrer Free-Float-Marktkapitalisierung.
Wie unterscheidet sich der ATX vom ATX Prime?
Während der ATX die 20 größten und liquidesten Aktien der Wiener Börse umfasst, beinhaltet der ATX Prime eine größere Anzahl von Aktien. Der ATX Prime ist somit breiter aufgestellt und gibt ein umfassenderes Bild des österreichischen Aktienmarktes.
Warum ist der ATX wichtig für Investoren?
Der ATX gibt einen Überblick über die österreichische Wirtschaft und deren Aktienmarkt. Er dient als Benchmark für viele Anlageprodukte und -strategien, die sich auf Österreich konzentrieren.
Wie hat sich der ATX in der Vergangenheit entwickelt?
Die Entwicklung des ATX hängt von vielen Faktoren ab, einschließlich der globalen und lokalen Wirtschaftslage, politischen Ereignissen und anderen Marktbedingungen. Historische Daten können auf der Website der Wiener Börse oder bei Finanzdienstleistern eingesehen werden.
Gibt es Risiken beim Investieren in den ATX oder in österreichische Aktien?
Wie bei allen Investitionen gibt es Risiken. Diese können von allgemeinen Marktrisiken bis zu länderspezifischen Risiken reichen. Es ist immer ratsam, vor einer Investition gründlich zu recherchieren und ggf. eine Finanzberatung in Anspruch zu nehmen.
Fazit: Der ATX – Aktien Index Österreich
Der ATX ist der wichtigste Aktienindex in Österreich und bildet die Entwicklung der 20 größten und liquidesten Unternehmen an der Wiener Börse ab.
- Gestartet wurde der Index 1991 und ersetzte den wenig aussagekräftigen VÖNIX. In seiner Geschichte durchlebte der ATX starke Auf- und Abwärtsbewegungen.
- Für die Aufnahme qualifizieren sich nur Aktien mit mindestens 10 Mio. Euro Marktkapitalisierung und ausreichender Handelsliquidität.
- Die im ATX enthaltenen Blue Chips kommen vor allem aus den Branchen Banken, Öl/Gas, Immobilien und Industrie.
- Als Anleger kannst du den Index mit ETFs oder Zertifikaten abbilden, gehebelt handeln oder die Einzelwerte kaufen.
- Für Trader bietet der ATX verschiedene Strategien wie Trendfolge, Range-Trading oder saisonale Muster.
- Allerdings sollten auch die Risiken wie Volatilität, Konzentration und Finanzmarktrisiken beachtet werden.
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Mit über 15 Jahren Erfahrung in der Finanz- und Brokerage-Branche, diente als Head of Sales bei renommierten Forex und CFD Brokern wie XTB und Trive (ehemals GKFX). Seine Passion für das Trading entdeckte er während seines BWL-Studiums in Frankfurt. Auf seiner Website Trading-verstehen.de teilt Markus praxisnahe Tipps und spannende Einblicke aus seiner beruflichen Laufbahn. Durch öffentliche Auftritte bei DAF und N24 sowie Beiträge in führenden Printmedien wie FAZ, Handelsblatt und Manager Magazin, strebt er danach, das komplexe Thema Trading für ein breites Publikum greifbar und verständlich zu gestalten.