Brasilianischer Aktienindex – die Börse in Brasilien hat in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen. Kein Wunder, schließlich zählt Brasilien zu den aufstrebenden Schwellenländern und verfügt über enorme Rohstoffvorkommen. Der wichtigste Aktienindex Brasiliens ist der Bovespa Index.
Was ist der Bovespa Index?
Der Bovespa Index ist der bedeutendste Aktienindex Brasiliens. Er umfasst die liquidesten und größten Unternehmen, die an der Börse von Sao Paulo (BM&F Bovespa) gelistet sind.
Der Bovespa Index wurde im Jahr 1968 ins Leben gerufen und deckt heute rund 80% der Marktkapitalisierung aller an der BM&F Bovespa gelisteten Unternehmen ab. Der Index enthält derzeit 70 Unternehmen aus 20 verschiedenen Branchen.
Die Zusammensetzung des Bovespa Index wird vierteljährlich überprüft. Dabei können Aktien neu aufgenommen oder auch herausgenommen werden. Kriterien für die Aufnahme sind vor allem die Marktkapitalisierung und die Handelsliquidität der Unternehmen.
Wie ist der Bovespa Index aufgebaut?
Der Bovespa Index ist als Preisindex konzipiert. Das bedeutet, er bildet nur die Kursentwicklung der Aktien ab, ohne Dividenden zu berücksichtigen.
Die Gewichtung der einzelnen Aktien im Index erfolgt nach der Marktkapitalisierung. Aktien mit einer höheren Marktkapitalisierung haben somit ein höheres Gewicht im Index. Allerdings ist die Gewichtung einer Aktie auf 20% begrenzt, um eine zu starke Dominanz einzelner Schwergewichte zu verhindern.
Der Indexstand des Bovespa Index wird in Basispunkten angegeben. Als Basis dient der Schlussstand vom 2. Januar 1968 mit 100 Punkten.
Welche Unternehmen sind im Bovespa Index vertreten?
Im Bovespa Index sind die wichtigsten und größten börsennotierten Unternehmen Brasiliens enthalten. Ein Blick auf die Top 10 Mitglieder des Index verdeutlicht das:
Unternehmen | Branche |
---|---|
Vale | Bergbau |
Petrobras | Öl & Gas |
Itaú Unibanco | Banken |
Bradesco | Banken |
Ambev | Getränke |
Banco do Brasil | Banken |
Eletrobras | Versorger |
JBS | Nahrungsmittel |
BRF Brasil Foods | Nahrungsmittel |
Gerdau | Stahl |
Wie du siehst, sind vor allem Banken, Rohstoffkonzerne sowie Nahrungsmittelproduzenten im Index stark vertreten. Diese Branchen prägen auch die brasilianische Wirtschaft.
Insgesamt enthält der Index aber Unternehmen aus 20 verschiedenen Sektoren, darunter Telekommunikation, Konsumgüter, Industrie, Gesundheit und Technologie. Eine breite Streuung ist also gegeben.
Wie hat sich der Bovespa Index entwickelt?
In seiner über 50-jährigen Geschichte hat der Bovespa Index einige Höhen und Tiefen erlebt. Hier ein Überblick über die wichtigsten Meilensteine:
- 1968: Der Startkurs des Bovespa Index beträgt 100 Punkte
- 1981: Der Index erreicht die 1000 Punkte Marke
- 1989: Infolge einer schweren Wirtschaftskrise in Brasilien stürzt der Index auf unter 300 Punkte ab
- 1993: Erstmals knackt der Index die 2000 Punkte Marke
- 1997: Nach turbulenter Zeit steigt der Bovespa Index auf über 10000 Punkte
- 2008: In der Finanzkrise fällt der Index bis auf 37.600 Punkte
- 2011: Der bisherige Höchststand von über 89.500 Punkten wird erreicht
- 2020: In der Corona-Krise stürzt der Index zunächst ab, erholt sich aber rasch wieder
Insgesamt konnte der Bovespa Index in den letzten 20 Jahren eine beeindruckende Performance hinlegen. Zwischen 2000 und 2021 erzielte er eine jährliche Rendite von über 11%. Damit schlug er selbst den US-Index S&P 500.
Diese Entwicklung spiegelt das enorme Wirtschaftswachstum Brasiliens in diesem Zeitraum wider. Allerdings ist die Performance des Bovespa Index auch sehr volatil. Starke Einbrüche von über 50% wie in den Krisenjahren 1989, 2008 und 2020 sind keine Seltenheit.
Was beeinflusst die Entwicklung des Bovespa Index?
Da im Bovespa Index vor allem zyklische Branchen wie Finanzen, Rohstoffe und Schwerindustrie stark vertreten sind, reagiert er sehr sensibel auf Konjunkturschwankungen.
Die wichtigsten Einflussfaktoren auf den Index sind:
- Rohstoffpreise: Als großer Rohstoffexporteur ist Brasilien abhängig von den globalen Commodity-Preisen. Steigende Rohstoffpreise beflügeln meist den Bovespa Index.
- Globale Konjunktur: Eine starke Konjunktur weltweit und insbesondere in den Schwellenländern erhöht die Nachfrage nach brasilianischen Exportgütern.
- Wechselkurs: Da ausländische Investoren einen großen Teil der Handelsaktivitäten ausmachen, wirkt sich der Wechselkurs des brasilianischen Real zum US-Dollar stark auf die Attraktivität brasilianischer Aktien aus.
- Zinsen: Hohe Zinsen können ausländische Investoren anlocken und die Aktienkurse steigen lassen. Allerdings belasten hohe Zinsen auch die Unternehmensgewinne durch höhere Finanzierungskosten.
- Politik: Politische Unsicherheit und Instabilität in Brasilien wirken sich meist negativ auf die Kursentwicklung aus.
Investoren müssen also die brasilianische Konjunktur sowie die politische Lage im Blick behalten, wenn sie in Bovespa-ETFs investieren.
Mit diesen ETFs kannst du in den Bovespa Index investieren
Als Privatanleger hast du verschiedene Möglichkeiten, um von der Kursentwicklung des Bovespa Index zu profitieren. Am einfachsten und bequemsten geht das mit einem ETF. Hier sind zwei mögliche ETFs auf den Bovespa Index:
- iShares Bovespa UCITS ETF (WKN A0NFN3): Dieser ETF von iShares bildet den Index physisch nach und enthält also alle Indexmitglieder entsprechend ihrer Gewichtung. Der ETF ist sehr liquide und hat mit 0,65% eine niedrige Gesamtkostenquote.
- Lyxor Brazil (Bovespa) UCITS ETF (WKN LYX0U7): Auch dieser ETF repliziert den Bovespa Index physisch. Die Gesamtkosten betragen 0,65% p.a.. Der ETF wird in Paris gehandelt und eignet sich damit gut für Euro-Anleger.
Mit einem ETF bildest du die Wertentwicklung des Bovespa Index 1:1 ab, ohne den Aufwand, die Indexmitglieder selbst nachkaufen zu müssen. Das streut das Risiko auf viele Unternehmen und ganze Branchen.
Allerdings solltest du beachten, dass eine Investition in Brasilien immer mit höheren politischen und wirtschaftlichen Risiken verbunden ist. Eine Beimischung von ETFs auf Industrieländer kann daher sinnvoll sein.
So kannst du von Brasiliens Boom profitieren
Brasilien zählt weiterhin zu den attraktivsten Emerging Markets mit großem Wachstumspotenzial. Der Bovespa Index bildet die Entwicklung der brasilianischen Wirtschaft wider und bietet dir als Anleger die Möglichkeit, an diesem Potenzial zu partizipieren.
Mit einem ETF auf den Bovespa Index streust du dein Risiko auf die größten börsennotierten Unternehmen Brasiliens. Allerdings solltest du die teils heftigen Kursschwankungen einkalkulieren, die in Brasilien immer wieder auftreten können.
Wenn du die dynamische Entwicklung Brasiliens in deinem Portfolio gewichten möchtest, sind Bovespa ETFs daher einen genaueren Blick wert. Sie ermöglichen dir bequem am Aufschwung dieses spannenden Schwellenlandes teilzuhaben.
- Der Bovespa Index ist der wichtigste Aktienindex Brasiliens und deckt über 80% der dortigen Marktkapitalisierung ab
- Er enthält die 70 größten und liquidesten Unternehmen, vor allem aus den Branchen Finanzen, Rohstoffe und Nahrungsmittel
- In den letzten 20 Jahren erzielte der Index eine beeindruckende Performance von über 11% p.a.
- Allerdings kommt es auch immer wieder zu heftigen Einbrüchen wie zuletzt in der Corona-Krise
- Mit einem ETF kannst du als Anleger einfach und breit gestreut in den Bovespa Index und damit in Brasiliens Wirtschaft investieren
Risiken einer Investition in den Bovespa Index
Eine Investition in den brasilianischen Aktienmarkt über den Bovespa Index birgt auch einige Risiken, die du als Anleger kennen und berücksichtigen solltest:
Hohe Volatilität
Wie bereits erwähnt, ist der Bovespa Index von relativ hohen Kursschwankungen geprägt. Innerhalb kurzer Zeit können sich deutliche Kursanstiege und -verluste abwechseln. Als Anleger muss man die erhöhte Volatilität aushalten können.
Politische Risiken
Brasilien ist wiederholt von Korruptionsskandalen bis hinauf in die Regierung erschüttert worden. Auch die aktuelle politische Lage unter Präsident Bolsonaro ist teils unsicher. Politische Krisen und Unsicherheiten wirken sich in der Regel negativ auf die Börsenkurse aus.
Währungsrisiken
Da der Bovespa Index auf die Landeswährung Real lautet, gehst du als Euro-Anleger zusätzlich ein Wechselkursrisiko ein. Sollte der Real gegenüber dem Euro an Wert verlieren, wirkt sich das negativ auf deine Rendite aus.
Hohe Inflation
Brasilien kämpft traditionell mit einer vergleichsweise hohen Inflationsrate. In Zeiten hoher Inflation steigen zwar auch die Nominalwerte am Aktienmarkt, aber die Realrendite für Euro-Anleger kann darunter leiden.
Rohstoffabhängigkeit
Viele Schwergewichte im Bovespa Index sind von Rohstoffpreisen abhängig. Sinken beispielsweise die Eisenerzpreise, kann dies die Minenbetreiber und Stahlproduzenten hart treffen. Die starken Kursverluste 2015 als Folge des Rohstoffbaisses zeigten dies eindrücklich.
Diese Risiken solltest du vor einer Investition in einen Bovespa ETF abwägen. Eine breite Streuung über verschiedene Länder und Branchen ist ratsam, um Klumpenrisiken zu vermeiden.
Entwicklung des Bovespa Index in der Corona-Krise
Die Corona-Pandemie stellte auch für die brasilianische Wirtschaft und den Aktienmarkt einen schweren Schock dar. Der Bovespa Index verlor auf dem Höhepunkt der Krise im März 2020 über 40% seines Wertes.
Mit strengen Lockdowns und einem Einbruch der Nachfrage aus dem Ausland stand die brasilianische Wirtschaft zeitweise nahezu still. Diese Entwicklung spiegelte sich deutlich im Absturz des Leitindex wider.
Allerdings erholten sich die Kurse auch in Brasilien rasch wieder, als umfangreiche Liquiditätshilfen der Notenbanken flossen und die Anleger auf ein baldiges Ende der Krise hofften.
Bereits im August 2020 markierte der Index wieder ein neues Allzeithoch. Die im Index schwer gewichteten Rohstoffunternehmen profitierten dabei auch von der Erholung der Rohstoffpreise.
Dennoch sind die mittelfristigen wirtschaftlichen Folgen der Pandemie für Brasilien noch nicht absehbar. Sollte die Rezession heftiger ausfallen als erwartet, könnte dies den Bovespa Index wieder unter Druck setzen.
Historische Performance des Bovespa Index
Betrachtet man die langfristige Kursentwicklung des Bovespa Index, so wird das enorme Potential, aber auch die Volatilität dieses Schwellenländer-Index offensichtlich:
Jahr | Indexpunkte | Prozentuale Veränderung |
---|---|---|
2000 | 15,259 | -2,4% |
2005 | 32,447 | +53,3% |
2010 | 69,305 | +54,2% |
2015 | 43,349 | -43,1% |
2020 | 119,017 | +40,1% |
In den 2000er Jahren erlebte Brasilien einen regelrechten Wirtschaftsboom. Getrieben von hohen Rohstoffpreisen wuchs das BIP zeitweise mit 7-8% pro Jahr. Entsprechend stark stieg der Bovespa Index um über 500% von 2000 bis zum Allzeithoch 2011.
Allerdings zeigte sich bei Rohstoff- und Währungskrisen auch die Schattenseite. Der Einbruch 2015 im Zuge des Ölpreisverfalls ließ den Index innerhalb weniger Monate um über 40% einbrechen.
Die anschließende Stabilisierung der Konjunktur und Rohstoffpreise verhalf dem Index dann wieder zu einer positiven Entwicklung. Die Performance schwankte aber weiterhin stark.
Als langfristiger Investor muss man diese hohen Schwankungen aushalten können, wenn man in Brasilien investiert. Dafür lockt auf Sicht von mehreren Jahren aber auch das Potential höherer Renditen als in reiferen Märkten.
FAQ – Brasilianischer Aktienindex
Welcher ist der Haupt-Aktienindex in Brasilien?
Der Haupt-Aktienindex in Brasilien ist der Bovespa Index, häufig auch als Ibovespa bezeichnet.
Was repräsentiert der Ibovespa genau?
Der Ibovespa repräsentiert etwa 60% des gesamten Marktwerts, der an der B3 – Brasil Bolsa Balcão gehandelt wird, der größten Börse in Brasilien und einer der größten in Lateinamerika.
Wie wird der Ibovespa berechnet?
Der Ibovespa basiert auf der Marktkapitalisierung der gelisteten Unternehmen. Er ist ein gewichteter Durchschnitt der Performance der liquidesten Aktien im Markt.
Warum sollte ich den Ibovespa im Auge behalten?
Als größte Wirtschaft in Lateinamerika hat Brasilien erheblichen Einfluss auf den Kontinent. Die Performance des Ibovespa kann Aufschlüsse über die wirtschaftliche Entwicklung in Brasilien und sogar in ganz Südamerika bieten.
Kann ich direkt in den Ibovespa investieren?
Direkte Investitionen in den Index sind nicht möglich, aber es gibt ETFs und Fonds, die die Performance des Ibovespa nachbilden und Anlegern einen Zugang bieten.
Es ist auch über CFDs möglich, z.B. über IG Markets, hierbei müssen allerdings die Risiken erwähnt werden.
Welche Sektoren sind im Ibovespa dominierend?
Der brasilianische Markt hat eine starke Konzentration in Bereichen wie Rohstoffen, Energie, Finanzen und Konsumgütern.
Welche Risiken sind mit Investitionen in den Ibovespa verbunden?
Zu den Risiken gehören Wechselkursschwankungen, politische Unsicherheiten, wirtschaftliche Schwankungen und regulatorische Änderungen in Brasilien.
Fazit
Der Bovespa Index bündelt die Kursentwicklung der größten börsennotierten Unternehmen Brasiliens. Für Anleger bietet der Index einen spannenden Zugang zum Aktienmarkt dieses attraktiven Schwellenlandes.
Allerdings sollte man die höheren Risiken wie starke Kursausschläge, Währungsschwankungen und politische Instabilität dabei nicht außer Acht lassen.
Wer das langfristige Potential höherer Emerging Markets-Renditen sucht und die Volatilität aussitzen kann, findet mit einem ETF auf den Bovespa Index allerdings ein interessantes Investment.
Eine Beimischung für ein breit gestreutes Depot kann sich für risikobewusste Anleger daher durchaus lohnen.
Mit über 15 Jahren Erfahrung in der Finanz- und Brokerage-Branche, diente als Head of Sales bei renommierten Forex und CFD Brokern wie XTB und Trive (ehemals GKFX). Seine Passion für das Trading entdeckte er während seines BWL-Studiums in Frankfurt. Auf seiner Website Trading-verstehen.de teilt Markus praxisnahe Tipps und spannende Einblicke aus seiner beruflichen Laufbahn. Durch öffentliche Auftritte bei DAF und N24 sowie Beiträge in führenden Printmedien wie FAZ, Handelsblatt und Manager Magazin, strebt er danach, das komplexe Thema Trading für ein breites Publikum greifbar und verständlich zu gestalten.